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Ein Blick auf die Praxis: Lars Kossack spricht über Sekundärrohstoff-Wirtschaft

30. November 2018

Nicht nur die Plastikflut in den Ozeanen beschäftigt Deutschlands Wissenschaftler. Ganz konkrete Maßnahmen zur besseren Abfallverwertung und Wertstoffnutzung wurden auf dem 11. Sekundärrohstoff (SERO)-Workshop an der Hochschule Nordhausen erörtert. Thüringen Recycling Geschäftsführer Lars Kossack sprach auf dem Workshop über Marktbezogene Herausforderungen & Handelshemmnisse im Internationalen Rohstoffhandel.

Der zweitägige SERO-Workshop wird jedes Jahr in Kooperation mit der Technischen Universität Clausthal an der Hochschule Nordhausen ausgerichtet. In diesem Jahr fanden sich 80 Gäste aus ganz Deutschland zum Workshop ein. Da die Themen bewusst von verschiedenster Seite beleuchtet und die unterschiedlichen Aspekte konsequent herausgearbeitet werden, macht die Diskussion lebendig und interessant. Dafür sorgen unter anderem auch die Vorträge, die von Experten ganz unterschiedlicher Fachrichtungen gehalten werden.

Informationen zu den Fördermöglichkeiten zur Verringerung des Rohstoffverbrauchs und Stärkung der Sekundärrohstoffe kamen dieses Mal genauso zur Sprache wie die Reduktion des Anteils zu verbrennender Wertstoffe aus gemischten Siedlungsabfällen durch intelligente Verfahrenskombinationen. Bildungspolitische und sozialpädagogische Ansätze mit Blick auf „gutes Recycling“ bzw. möglichst hohe Recycling-Quoten näherten sich dem Thema von ganz anderer Seite: Die Grundlage für ein gutes Recycling wird bereits im Kindesalter gelegt. Anlass zur Kontroverse bieten natürlich immer wieder die übergeordnet strategischen Fragen, die den allgemeinen Umgang mit Abfällen betreffen. So steht etwa die Verbrennung von Abfällen der forcierten maximalen Nutzung der Wertstoffe durch Recycling gegenüber.

Einen Blick auf ganz praxisnahe und alltägliche Aspekte brachte Lars Kossack durch seinen Vortrag in die Diskussion ein: Bei allen Ansätzen und Ausrichtungen der Abfallpolitik und -Wirtschaft sind immer auch die marktbezogenen Herausforderungen und Handelshemmnisse mit einzubeziehen. Prozesse, die sich aus vielerlei Gründen nicht wirtschaftlich abbilden lassen, retten sich nicht über die Zeit. Im Einzelnen wurden folgende Aspekte, Einflussgrößen und Herausforderungen herausgearbeitet:

Merkmale, die im Sekundärrohstoffhandel als Schwierigkeit zu berücksichtigen sind :

  • Keine einheitlichen Qualitätsstandards
  • Komplizierte & zeitaufwendige Prozesse
  • Stark volatile Märkte
  • Risiken durch schwierige Qualifizierung (Material + Lieferant)
  • Weitestgehend analoge Prozesse aufgrund mangelnder Digitalisierung

(Zusätzliche) Besonderheiten des internationalen Handels:

  • Sprachbarrieren & technologische Unterschiede (in Geschäftsanbahnungen und Transaktionsgestaltungen)
  • Weite Entfernungen zw. Anbieter & Kunden (Transportzeiten und –Kosten) & aufwendiges Reklamationsmanagement
  • Fachwissen zu den Transaktionsgestaltungsmöglichkeiten im internationalen Handel
  • Vertrauen zwischen den handelnden Akteuren wichtig

Neue zunehmende tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse

  • Importrestriktionen durch China, den bis dahin größten Importland für Recycling-Materialien.
  • Schutzzölle, die Trump für den Import von Rohstoffen wie bspw. Aluminium oder Rohstahl erlassen hat
  • Plötzlich stattfindende Währungskursveränderungen führen zu nicht-tarifären Handelshemmnissen
  • Allgemein schwer prognostizierbare und kaum beeinflussbare Lage

Im kommenden Jahr findet der 12. Nordhäuser SERO-Workshop vom 24.-25. Oktober 2019 statt. Themen werden dann u. a. politische, wirtschaftliche und soziale Aspekte des Recyclings, Herausforderungen zur Rohstoffsicherung, Elektro- und Elektronikaltgeräte – Rückführung und Recycling, Gipsrecycling sowie Wertstoffpotentiale in Bauabfällen sein.