Nachrichten schrecken die gesamte Branche auf
China ist wohl einer der wichtigsten Dreh- und Angelpunkte für den internationalen Markt mit Sekundärrohstoffen. Entscheidungen, die in China getroffen werden, wirken sich deshalb international aus - mit gravierenden Folgen. Schon jetzt sind die Verwertungspreise für Kunststoffe stark gesunken.
Diese Nachricht hat die gesamte Branche aufgeschreckt: Ab 2018 sollen Importlizenzen für Recycling- bzw. Alt- Kunststoffe nur noch an nicht beanstandete Recyclingunternehmen vergeben werden. Das vordergründige Ziel der chinesischen Regierung ist es dabei, die Qualität der importierten Kunststoffe und Sekundärrohstoffe zu verbessern. Zwar wird China auch 2018 noch Alt-Kunststoffe importieren, allerdings in einem deutlich geringeren Umfang als bisher. Branchenkenner sprechen davon, dass nur noch 3-4 Millionen Tonnen „zugelassen“ werden könnten. Der Präsident des chinesischen Altkunststoffverbandes und hochrangige Mitarbeiter der chinesischen Umwelt- und Zollverwaltung geben durch jüngste Aussagen konkret Anlass zu diesen Feststellungen. Die Lizenzen sollen zudem nur noch an Betriebe gehen, die den stark verschärften, chinesischen Umweltvorschriften gerecht werden. In diesem Zusammenhang war es in China in den letzten Jahren zu zunehmend scharfen und strengen Kontrollen gekommen. Nun ziehen die Verantwortlichen nach und nach auch Konsequenzen: Laut einer Aussendung, die an den Vorsitzenden des Kunststoffausschusses des BIR (Bureau of International Recycling) gegangen ist, werden im nächsten Jahr nur noch 30-40 % der bestehenden Importunternehmen Anträge auf Einfuhrlizenzen stellen können. Daraus lassen sich die genannten 3-4 Millionen Tonnen Alt-Kunststoff für den chinesischen Markt errechnen.
Auf den Weltmärkten werden also im nächsten Jahr 6-7 Millionen Tonnen an Alt-Kunststoffen neue Absatzmärkte brauchen. Dieses Überangebot und diese düstere Perspektive wirken sich bereits jetzt fatal auf die Marktpreise im Bereich Kunststoffrecycling aus. Der weltweite Handel mit Kunststoffabfällen erreichte laut Angaben des BIR ein Volumen von 15 Millionen Tonnen jährlich. Zwei Drittel dieses Gesamtaufkommens, und damit ca. 10 Millionen Tonnen, gingen allein nach China. Die Recyclingbranche, der gesamte Wirtschaftssektor und die europäischen Gesetzgeber werden darauf reagieren müssen. Eine konsequent sortenreine Abfallentsorgung und eine noch besser organisierte Recyclingwirtschaft werden durch den Druck auf den Weltmärkten wohl unumgänglich. Möglicherweise ist die Expertise und die Erfahrung von Entsorgungsfachbetrieben damit gefragter denn je. Andererseits setzen öffentlich getragene Entsorgungsunternehmen dem privaten Mittelstand aktuell zu und bringen den Wettbewerb in ein zwangsläufig unfaires Ungleichgewicht. Das muss sich ändern. Mit Blick auf die radikalen Verschiebungen durch die neue, ungewohnt konsequente chinesische Umweltpolitik ist eine Zusammenarbeit der gesamten Recyclingbranche lautstark zu empfehlen.
Falls Sie Fragen zur Entsorgung von Kunststoffen oder Produktionsabfällen aus Kunststoff haben, stehen wir gerne als Ihr Ansprechpartner zur Verfügung.